Familienleben

An die Eltern, Lehrer und Direktoren

Heute weiß ich gar nicht, wie ich diesen Beitrag schreiben soll. Denn ich möchte hier nicht als beleidigte Leberwurst wirken. Oder als jemand, der rum raunzt, weil das Leben ihm immer Zitronen gibt. Aber es ist eben so, dass sich Dinge hier so ab und zu zutragen, die schon nicht so leiwand sind.

Und wenn ihr jetzt den Text lest, kann schon sein, dass er leicht übertrieben daher kommt. Aber für mich fühlt es sich nun einmal so an. Vielleicht fühlt es sich ausgerechnet heute so schlimm an, weil ich schon wieder Migräne habe. Oder es fühlt sich so schlimm an, weil es tatsächlich so schlimm ist.

Worum geht es hier eigentlich?

Es geht um die Schule von Mad Max. Eigentlich geht es um die Direktorin und wie sie mit gewissen Situationen umgeht. Nämlich wie ein Trump L. Tier. ‚tschuligung, aber ich empfinde das ganz einfach so.

Wir waren krank. Ihr wisst das, denn ich habe euch das gesagt/gezeigt. Es ging uns allen schlecht. Auch mir. Mich hatte es schon sehr schlimm erwischt. Die Kinder blieben auch nicht verschont, was zur Folge hatte, dass sie weder in den Kindergarten noch zur Schule konnten. Sie lagen im Bett mit Fieber. Ich lag im Bett mit Fieber. Und mein Mann war der standhafte Zinnsoldat, der dann sein Bestes gab, damit hier einigermaßen alles am Laufen bleibt. Er kümmerte sich um die Kinder, um mich, um den Haushalt und so weiter und so fort.

Was hat das mit der Direktorin zu tun, fragt ihr?

Sie rief mich am Donnerstag an und biss ins Telefon, was denn mit Mad Max los sei, warum er nicht zur Schule kommt. Und ich blieb ruhig, mit hustendem Mupfel am Arm, raunzendem Dean am „Rockzipfel“ und ungeduldigem Mad Max, weil er auf die Medizin wartete. Ich blieb ruhig und erklärte mit kratzender Stimme, in die ich sehr viel Kraft legen musste, damit man mich überhaupt hört, dass wir hier alle krank sind und Mad Max schlimme Bronchitis habe und wir noch die Kontrolle am Freitag abwarten müssten. Worauf hin mich die Direktorin zur Sau machte, weil ich anrufen hätte müssen, wenn das Kind krank ist, denn das ist so ausgemacht worden. Immerhin könnte ja auch sein, dass dem Kind etwas zugestoßen ist.

Auf Grund meiner körperlichen und seelischen Verfassung schluckte ich meine Wut einfach runter, entschuldigte mich für mein Fehlverhalten und beendete das Gespräch.

Ähm… ganz ehrlich, MEIN Fehlverhalten? Ist das wirklich so?

Liebe Direktorin,

es tut mir von Herzen leid, dass ich nicht im Stande war, mich zu melden. Ich lag mit knapp 40 °C Fieber im Bett. Meine oberen und unteren Atemwege waren zu. Wissen Sie, was das heißt? Können Sie sich das vorstellen? Man denkt, dass jeder Atemzug der letzte ist. So ist das. Ja, ich miese Mutter habe nicht daran gedacht, dass ich die Schule informiere. Ich dachte nur daran, dieses Dilemma irgendwie zu  überleben. Und mein Mann hat auch nicht daran gedacht, denn der stand plötzlich ganz alleine da mit all den Verpflichtungen, die er hat plus den Verpflichtungen, die ich sonst habe. Er dachte auch nicht daran, anzurufen. Dafür betete er zu allen Göttern, dass seine Familie das irgendwie gewuppt bekommt.

Wir sind immer noch krank. Es geht uns immer noch bescheiden. Doch habe ich entschieden, dass es wohl besser sei, Mad Max wieder in die Schule zu schicken. Ein Fehler meinerseits. Ich war der Annahme, dass es ihm soweit gut geht, dass er am Dienstag wieder am Unterricht teilnehmen kann. Immerhin hatte er über das Wochenende kein Fieber mehr. Dass DIESE Idee tatsächlich saublöd von mir war, merkten wir sofort als er nachhause kam. Er hat einen gigantischen Rückfall. 

Ich habe also am Montag Abend die Routine durchgeführt, die ich immer durchführe. Mad Max musste sich waschen, seinen Pyjama überziehen und ins Bett gehen. Während er das macht, lege ich ihm sein Schuloutfit zurecht. Doch ich gestehe, ich habe diesmal nicht überprüft, ob er sich ordentlich sauber gemacht hat. Selbst bin ich noch nicht top fit und unendlich müde. Denn es ist kein einfaches Spiel, wenn die ganze Familie krank ist. Wenn man selbst krank ist und Nachts jeden schiefen Atemzug hört, den die Kinder machen. Mit einem Ohr ist man wach. Das ist so. Fragen sie andere Mamas und Papas. Man schläft nicht wirklich, wenn die Kinder krank sind. Also waren meine Gedanken leider nicht bei Mad Max‘ Füßen, sondern eher im kuscheligen Bett. 

Es tut mir leid, dass ich übersehen habe, dass sich mein Mad Max gar nicht richtig sauber gemacht hat. Und wahrscheinlich ist mir das schon öfter passiert. Ich bin höchstwahrscheinlich öfter mal unaufmerksam und verpasse was. Ich gebe das gerne zu. Wenn ich Fehler mache, dann stehe ich auch dazu. Aber eines, liebe Frau Direktor, lass ich mir sicher nicht von Ihnen unterstellen. Nämlich, dass ich meine Kinder VERNACHLÄSSIGE

Denn jeden verdammten Tag geben mein Mann und ich unser Bestes, dass unsere Kinder alles haben, was sie dringend benötigen. Jeden verfluchten Tag geben wir unser Bestes, dass unsere Kinder in eine schöne Kindheit zurück blicken können. Auch wenn sie nicht alles haben können, was sie wollen. Auch wenn sie Second Hand Kleidung und Spielzeug  haben. Ich, für meinen Teil, verbringe sehr viel Zeit mit den Kindern, höre ihnen zu und bin Tag und Nacht für sie da. Sie bekommen zu essen, zu trinken, Bewegung und im Winter haben sie es warm. Dass sie mal schmutzige Füße oder schmutzige Fingernägel haben ist zwar blöd und ich werde noch genauer schauen, aber es ist keine Vernachlässigung.

Das zu sagen ist auf so vielen Ebenen doof *

Nachdem ich die Nachricht der Direktorin in Mad Max‘ Mitteilungsheft gelesen hatte, war ich zuerst sprachlos. Geknickt. Denn ich dachte mir, ich mache so viel, damit es meinen Kindern gut geht. Jeden Tag. Und das ist echt nicht einfach. Denn ihr wisst es, es ist immer irgendwas, das uns das Leben schwer macht. Ob es nun der Verlust der Arbeitsstelle meines Mannes genau vor Weihnachten ist oder eine Waschmaschine, die einfach den Dienst quittiert oder das Auto, das denkt, es wäre jetzt eine gute Idee, einfach mal rum zu zicken. Doch jeden Tag stehen wir da und kämpfen. Für unsere Kinder und deren Zukunft. Dann Vernachlässigung unterstellt zu bekommen, weil die Füße nicht sauber waren, ist dann schon schlimm. 

Nachdem der erste Schock vorbei war und ich wieder klar denken konnte, stellte ich mir so viele Fragen und stellte fest, wie unfair das überhaupt ist. Nicht nur mir gegenüber sondern den ganzen Eltern gegenüber, die Tag für Tag kämpfen, weil die Zeiten nun einmal schwer sind. Ich bin sicher nicht die einzige Mama, der mal was entgeht, weil sie ständig unter Strom steht. Und ich bin sicher nicht die einzige Mama, der dann genau so ein Vorwurf gemacht wird. 

Und auf der anderen Seite werden immer noch so viele Kinder übersehen, die zwar saubere Füße und Fingernägel haben und sonst immer alles hübsch beisammen haben, dafür aber eine kaputte Kinderseele besitzen. Weil sie zuhause oder in der Schule terrorisiert werden. Die misshandelt und missbraucht werden. Doch die fallen nicht auf. Denn sie sind still und sauber. Da wird nicht genauer hingesehen. Schon gar nicht, wenn der Papa einen Topposten besetzt oder sogar Chef einer Firma ist und die Mama eventuell die Chef-Kaffee-Kocherin der selbigen Firma ist. Da läuft doch bestimmt nichts schief. (Ich weiß, hier bediene ich mich den Klischees. Ich mache das aber nur zum Verdeutlichen.)

Warum liegt so viel im Argen?

Kann man das vielleicht ändern? Wieso dürfen immer noch Menschen unsere Kinder formen, die um 7 Uhr Morgen schon den ersten Vodka intus haben? Warum dürfen Menschen unsere Kinder formen, die nicht fähig sind, sie auch zu schützen vor Klassenkameraden, die ihre Aggressionen an den Mitschülern ausleben? Warum dürfen Menschen unsere Kinder formen, die selbst ihr Leben nicht im Griff haben?

Kann man das vielleicht ändern? Kann man besser aufpassen, wer an den Schulen unterrichtet? Kann man besser aufpassen, dass nicht die Eltern terrorisiert werden, die jeden Tag ihr Bestes geben? Kann man besser aufpassen, dass Vorurteile erst gar nicht aufkommen? Kann man besser aufpassen, dass auch sozial schwächere Schüler nicht ausgegrenzt werden?

Und kann mir irgendwer eine Antwort geben, warum in dieser modernen Zeit immer noch so viel im Argen liegt?

Eure Babsi


Ich wäre euch sehr dankbar, wenn ihr diesen Beitrag in euren Kanälen teilt, damit ihn viele Menschen erreichen. Auch solche, die eben diese Dinge ändern können.

*Ab „Das zu sagen ist auf so vielen Ebenen doof“ ist allgemein gemeint und bezieht sich NICHT direkt auf Mad Max‘ Schule.



Hat dir dieser Beitrag gefallen?
Folge mir auf Facebook und erfahre immer zuerst von neuen Beiträgen.
Oder bist du auf Instagram?
Dann schau doch auf meinem Profil vorbei. Ich freue mich auf dich =)


Mit Freunden teilen? – Damit unterstützt du meine Arbeit 🙂

Babsi Hey

Name: Babsi Hey
Beruf:
Mama von 4, Chefassistentin in der Firma meines Mannes, Texterin, Emote Designerin
Hobbys: zeichnen, illustrieren, nähen, einfach alles Kreative
Kontakt:
babsi@chaoshoch6.at

Amazonwunschliste

Mehr über mich...

Für dich vielleicht ebenfalls interessant...

10 Kommentare

  1. Ich hätte mich auch geärgert an deiner Stelle! Ich finde es zwar ok, wenn man mal bei den Eltern zu Hause nachhorcht, wenn einem etwas auffällt. Aber erstens horcht man nett nach und hört dann auch genau zu. Und dreckige Füße und Fingernägel….da muss ich lachen. Haben meine Kinder oft. Vor allem im Sommer. 😀 Ja, meine Kinder gehen auch schon mal dreckig ins Bett. Wenn sie einfach toll gespielt haben und es etwas später wurde….warum soll ich dann ein Drama im Bad provozieren, weil sie sich noch waschen müssen? 😀

    Lass dich nicht aus der Bahn werfen und ärgern! Werdet wieder gesund!

    In diesem Sinne Gute Besserung!

    1. sagt:

      Genauuu, dankeee 🙂 Der Ton macht die Musik. Man muss da nicht gleich wie eine Furie ins Telefon fahren. Und man muss keine doofe Wortwahl bei Mitteilungen benutzen. Die hat da bestimmt nicht nachgedacht. Trotzdem trifft es einem dann schon. Weil es einfach ein gewichtiges Wort ist, dieses „Vernachlässigung“. Denn da gehört mehr dazu, als dreckige Füße oder Fingernägel 😉
      Danke, ganz liebe Grüße Babsi :*

  2. Die zweite Schulzeit ist schlimmer als die eigene Schulzeit … Elternteil eines Schulkindes zu sein, ist echt nicht leicht: http://muttis-blog.net/die-zweite-schulzeit-7-lektionen-fuer-schulkind-eltern/
    Ich sammle gegenwärtig alle Kopierzettel, die das liebe lange Jahr so von der Schule daherkommen. Ich werde euch den Stapel am Ende des Schuljahres zeigen … Beim besten Willen kann ich mir nicht vorstellen, dass meine Eltern damals auch jeden Schmarrn mit ihrer Unterschrift genehmigen und beurkunden mussten. Das ist eine Absicherungspolitik, die ich nicht immer ganz nachvollziehen kann. Aber es wird durchaus auch von der Schule verlangt – da hat sich unsere Gesellschaft in eine fragwürdige Richtung gewandelt …

    1. sagt:

      Ja, es ist echt nicht leicht. Dabei geht es bei uns noch mit den Zetteln. Bei uns wird noch das Mitteilungsheft genutzt, zwecks Umweltschutz.
      Aber wegen jeden kleinen Schmarren sich absichern müssen, muss ja einen Grund haben?
      Liebe Grüße Babsi

  3. P.S.: ich habe Dich in meine Linkliste aufgenommen, weil ich Dein Blog echt sehr gerne mag und bei vielen Dingen genauso denke wie Du. LG.

    1. sagt:

      Oh, wow! Danke dir 🙂 Das freut mich jetzt sehr 😉
      Du stehst ja auch schon auf meiner überarbeiteten Liste. Die ist nur noch nicht on… Sorry 🙂 kommt noch 😉

    2. sagt:

      Ich freue mich riesig, Dankeschön.

  4. Ach Babsi, ich drücke Dich mal ganz lieb. Ich verstehe gut was Du meinst. Ständig wird etwas von einem gefordert und passt man nicht ins Schema F dann wird gemeckert. In Eurem Fall müsste doch wohl klar sein, dass auch mal schmutzige Fingernägel oder Füße da sind, Ihr habt schließlich mehrere Kinder. Bloß weil das mal so ist, heißt das aber nicht dass das Kind vernachlässigt ist. So ein Schmarrn. Ich könnte auch an die Decke gehen bei diesem Perfektionismus. Mensch wir Kinder früher vom Lande kannten Dreck in allen Variationen und da sagte keiner was. Heute in unserer Sauber-Deo-Scheinwelt müssen schon Kinder gestriegelt sein. Nur gibt es halt auch Tage da passt mal nicht alles, das sehen diese Menschen aber nicht. Und wie Du schon schreibst, da wird gleich aufgehorcht. Die richtigen Fälle sehen sie nicht, weil da alles perfekt aussieht…nach außen, aber innen? Ich stehe dazu das bei uns auch nicht immer alles passt, aber meinem Kind geht es gut, mein Kind muss keine Barbie sein, es darf Leben und wenn ich abends mal zu müde bin und einen Fleck am Fuß vergesse, dann ist das halt so. Basta!
    Liebe Grüße, Nicole.

    1. sagt:

      Liebe Nicole,
      danke für deine Ehrlichkeit. Ich finde das total wichtig, dass man dagegen angeht. Es kann nicht sein, dass Eltern, die mal eben nicht können, aus welchen Gründen auch immer, sofort verurteilt werden und denen Unzulänglichkeit unterstellt wird. Und du hast so recht. Ich bin auch am Land aufgewachsen, wir hatten sogar eine kleine Wirtschaft und es kam vor, dass auch ich mal schmutzige Füße oder schmutzige Fingernägel hatte oder mal versehentlich einen nicht ganz sauberen Pulli anhatte. Niemals wäre meine Lehrerin auf die Idee gekommen, meinen Eltern zu unterstellen, sie würden sich nicht um mich kümmern. Aber heute… Ich finde die Entwicklung schadet unseren Kindern mehr, als sie gut ist. Kinder, die sich nicht mehr schmutzig machen dürfen, weil man sonst Schwierigkeiten bekommt. Wo führt das hin?

    2. sagt:

      Das sehe ich genauso wie Du.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert