Wir kämpfen uns seit einiger Zeit durch Stellenausschreibungen, denn wir sind auf Arbeitssuche. Mit wir meine ich den besten Ehemann von allen und mich. Mein Mann ist seit November auf Suche, weil er seinen Job verloren hat. Den hat jetzt ein junges Püppchen. Sein Bürosessel war noch nicht einmal kalt, saß die mit ihrem Miniröckchen schon drauf.
Ich bin zwar noch in Karenz (Elternzeit), die endet aber mit September. Also bin auch ich wieder auf der Suche nach einem Job, der sich mit Familie und vor allem dem Weg vereinbaren lässt.
Alles nicht einfach. Noch dazu wenn du am Land lebst und nur ein Auto hast. Ein zweites können wir uns nicht leisten. Wenn ich dann auch einen Job habe dann schon. Dann geht mein Mann fürs Brot arbeiten und ich gehe arbeiten, damit die Kinder betreut sind und ich einen fahrbaren Untersatz habe (also nicht unbedingt ein Auto sondern Bodenplatte mit Dach und vier Rädern).
Seht ihr schon die Zwickmühle, in der wir uns befinden. Aber das ist ja alles nur halb so wild. Denn man hat sich ja schon Lösungen überlegt. Ganz ehrlich. Probleme sind schließlich nur Lösungen in Arbeitskleidung. Einfach wird es nicht, aber es wird schon irgendwie gehen.
Doch was mich wirklich schwer aufregt sind die Unternehmer! Ja, richtig gelesen. Die Unternehmer. Klar, ich könnte mich über Vater Staat aufregen oder über das AMS oder den Kindergarten oder die Schule. Oder über mich, weil ich Kinder haben wollte. Aber sie alle können an dem, worüber ich mich gerade so aufrege, gar nichts dafür.
Stellenausschreibungen, die zum Himmel stinken
Willkommen im Sumpf. Das, was jetzt folgt, ist hier, wo ich lebe, eigentlich Normalität. Und DAS regt mich auf. Stellenausschreibungen, für die ich nicht einmal Schimpfwörter finde und das mag was heißen. Mein Schimpfwortschatz ist nämlich sehr groß und das auch noch in vier Sprachen. Aber für solche Stellenausschreibungen finde ich kein passendes. In keiner Sprache.
So oder so ähnlich sind Stellenausschreibungen im Sumpf
Gesucht wird ein HAK-Maturant (Handelsakademie mit Abi) mit Baubranchenerfahrung… so weit so gut. Es ist zwar sehr speziell, dafür wird der Andrang von möglichen Kandidaten ziemlich überschaubar sein.
Die Aufgabenbereiche, die der Anwärter dann hat sind weitschichtig. Administrative Aufgaben. Ok, einem Maturanten, der bereits Erfahrungen sammeln konnte, den kann man das durchaus zutrauen. Organisatorische Aufgaben, darunter Termineinteilungen. Gut. Unterscheidet sich ja kaum von administrativen Aufgaben (???). Kundenbetreuung gehört auch zum Tagesgeschäft. Also schön. Versteht man. Rechnungswesen und hier vor allem Fakturierung und Mahnwesen sind selbstverständlich. Na logisch. Außerdem die Einteilung, Planung und Promotions von Events. Ah ja. Also Wissen im Marketingbereich. Und den restlichen Angestellten auf die Finger schauen. Ach? Und, ganz wichtig, die Instandhaltung der Häuser (!). Wie jetzt? Deswegen wahrscheinlich die Baubranchenerfahrung. Denn die Firma selbst hat nämlich nix mit Bau am Hut.
Das ganze soll in 38,5 Stunden pro Woche erledigt werden. Naja, Bereitschaft zu Überstunden wird sowieso vorausgesetzt. Versteh‘ ich. Denn einer allein, mit all den Aufgaben, braucht mehr als einen 8-Stunden-Tag. Der braucht wohl auch mehr als einen 12-Stunden-Tag. Wahrscheinlich braucht der sogar mehr als eine 6-Tage-Woche.
Jetzt kommt der Oberhammer
Regt einem das nicht schon auf, dann wird sich das spätestens am Ende der Anzeige ändern. Denn da wird das Bruttogehalt für die ausgeschriebene Stelle bekannt gegeben. Das beläuft sich… haltet euch fest… auf 1.200 €. Wenn das nicht so zum Heulen wäre, könnte man ja darüber lachen.
Ein Mensch, der mit viel Erfahrung kommt und großem Know-How, der bereit sein soll, mehr Zeit in der Firma zu verbringen, als bei seinen Lieben, soll mit einem Gehalt abgespeist werden, wo er gerade mal Brot darum kaufen kann? Echt jetzt? Klar, Überstunden werden (vielleicht) ausbezahlt. Grundlage ist aber trotzdem das Bruttogehalt.
Hirn einschalten! Tut auch gar nicht weh!
Liebe Unternehmer, dann seid ihr wach geworden und das Nachtkastl war schwanger oder wie? Oder ist das jetzt euer Ernst? Nutzt ihr die Situation der heutigen Zeit tatsächlich so derb aus? Weil ihr wisst, dass wir Jobs brauchen. Unbedingt. Ihr wollt junge Menschen, mit Topausbildungen, mit Jahren an Erfahrungen und wollt diese Menschen mit Butterbrot abspeisen. Was heißt Butterbrot? Magarinebrot. Oder eigentlich nur Brot. Wenns denn überhaupt für eines reicht.
Wie könnt ihr denn eine eierlegende Wollmilchsau erwarten und nichts als Gegenleistung bringen wollen? Ihr wendet dann den für euch günstigsten KV an, damit ihr auf der sicheren Seite seid. Wenn die eierlegende Wollmilchsau das überhaupt unterschreibt.
Wenn ihr eure eigenen Mitarbeiter so derb über den Tisch zieht, wie macht ihr das mit euren Kunden? Wahrscheinlich nicht anders. Ihr werdet immer reicher, während wir daneben verhungern. Aber eines möchte ich jetzt wissen. Wenn wir alle verhungert sind, wen wollt ihr dann noch über den Tisch ziehen?
Schaltet doch hin und wieder das Hirn ein und spart nicht an den falschen Stellen. Ihr braucht einen Hausmeister, dann stellt einen ein. Und bezahlt ihn ordentlich. Ihr braucht einen Büroallrounder, dann stellt einen ein. Und entlohnt ihn fair. Was ihr dann gewinnt, sind zwei Mitarbeiter, die froh sind, einen Job bekommen zu haben. Einen fair bezahlten Job. Und sie werden euch treu zur Seite stehen. Denn so, wie man in den Wald hineinruft, so schallt es einem auch zurück.
Mag ja sein, dass sich auf solche Anzeigen tatsächlich Menschen melden. Weil sie, bevor sie keine Arbeit haben, dann doch lieber so eine Arbeit annehmen. Nur glücklich werden sie damit nicht sein und werden so schnell wie möglich auch wieder gehen. Versprochen!
Wie sind Stellenangebote bei dir in der Umgebung? Wird da auch schamlos ausgenutzt, dass die Menschen dringend Jobs brauchen? Wie sind deine Erfahrungen?
Deine Babsi
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Sehr schön geschrieben 🙂 kenne ich auch!
Aber was mich interesieren würde , welche 4 Sprachen kannst du denn noch ?! 🙂
lg Michi
Hallo, Michi!
Danke :*
Das mit den Sprachen ist ja ein Wahnsinn. Fluchen kann ich auf Tschechisch, Englisch, Französisch und natürlich Deutsch. Sprechen kann ich diese Sprachen auch plus Spanisch kann ich auch ein wenig. Sprachen sind meine Begabung. Grüßen kann ich auf Chinesisch und Thai. Bissl türkisch kann ich auch. Ich glaube, das war es……….
Liebe Grüße Babsi